ViaStoria

Giessbachbahn

KürzelGbB
BahntypStandseilbahn
Betriebseröffnung1879-07-21
Daten vorhandenja

Daten

Daten für Giessbachbahn abfragen

Allgemeine Bemerkungen

Die Kommentare sind bewusst kurz gehalten. Sie dienen in erster Linie dem Zweck, gewisse Daten oder auch Datenlücken verständlicher zu machen, wobei das Hauptaugenmerk auf die Finanzzahlen fällt. Primäre Quelle bilden die Eisenbahnstatistik respektive die dortigen «Bemerkungen betreffend die einzelnen Bahnunternehmungen», die jeweils am Schluss der Bände stehen. Auf weitere Quellen- oder Literaturangaben wird verzichtet, obwohl solche teilweise mit eingeflossen sind. Die Kommentare sind der Einfachheit halber grundsätzlich in der Vergangenheitsform verfasst. Es heisst also beispielsweise: Bahn X «war» eine Aktiengesellschaft, auch wenn dies noch heute der Fall sein sollte.

Kommentar

Die 1879 in Betrieb genommene und anfangs mit Wassergewicht bewegte GbB gehörte dem Eigentümer des 1875 eröffneten «Grand-Hotel Giessbach», Carl Hauser-Blattman. Die Statistik behandelte das von ihm für die GbB aufgebrachte Kapital als Aktienkapital, abgeführte Gewinne als Dividenden. Die Anlagegelder setzte man den Baukosten gleich. Mit der Erstellung der zweischienigen Anlage betraute Hauser die Internationale Gesellschaft für Bergbahnen (IGB) in Aarau unter der Leitung von Niklaus Riggenbach sowie die Bell Maschinenfabrik AG Kriens.

Die GbB erschloss ausgehend von der Schifflände am Brienzersee das höher gelegene Grandhotel, das sich direkt am Fusse der berühmten Giessbachfälle befand. Aus dem Bach wurde per Rohrleitung das Ballastwasser für die GbB entnommen. Bautechnisch von besonderer Bedeutung war die GbB, weil bei ihr erstmals die vom bekannten Bahningenieur Roman Abt entwickelte «selbsttätige Ausweiche» – auch «automatische Ausweiche» genannt – zum Einsatz kam. Damit wurde es möglich, eingleisige respektive zweischienige Anlagen mit lediglich einer Ausweiche in der Streckenmitte zur Kreuzung der Wagen zu bauen, was erheblich Platz und Kosten einsparte. Pionierhaft an der GbB waren ausserdem die verringerte Spurweite (1000 mm) sowie die Anwendung von Wasserballast als Antriebskraft. 1912 stellte die GbB den Antrieb von Wassergewicht auf Wasserturbine um. In diesem Zusammenhang standen die Erhöhung des Anlagekapitals und der Anstieg der Baukosten. Mit dieser Neuerung, die von der Maschinenfabrik Bell ausgeführt wurde, erhöhte sich die Fahrgeschwindigkeit der GbB von 1.04 auf 1.2 Meter pro Sekunde. Erst 1948 erfolgte die Elektrifikation (Drehstrom). Die GbB verkehrte nicht ganzjährig. Sie verfügte nur über offene Wagen und bot keine Stehplätze an.

Die Passagierzahlen der ausgesprochen touristisch orientierten GbB schwankten bis 1913 zwischen etwa 25'000 bis 30'000 Reisenden. Die Betriebsergebnisse, die zugleich den Dividenden entsprachen, lagen bis 1914 stets im positiven Bereich. Der Geschäftsgang der GbB war allerdings eng an den Erfolg des Luxushotels gekoppelt, das zu einem Treffpunkt der internationalen feinen Gesellschaft avancierte, mit dem Ausbruch des Weltkriegs 1914 jedoch in eine existenzbedrohende Krise geriet. Ab 1915 stellte die GbB den Betrieb über mehrere Jahre vollständig ein.

1919 wurde das Anlagekapital der GbB von 240'000 Franken auf 75'000 Franken herabgesetzt. Ursache dürfte der Verkauf des Hotels gewesen sein (Handänderungsverlust). Die Baukosten beliess die Statistik jedoch weiterhin bei 240'000 Franken. Dieser Wert entsprach pro Bahnkilometer beachtlichen 695'700 Franken, wobei der Hauptanteil mit 35 Prozent auf den Unterbau entfiel. Rund die Hälfte der GbB-Strecke verlief auf einer 174 Meter langen Brücke. Bei den offensichtlich gerundeten Angaben zu den Baukosten ist allerdings wegen der speziellen Struktur des Anlagekapitals (Privatbesitz einer Einzelperson) eine gewisse Vorsicht angezeigt. Gleiches gilt für gewisse andere Bilanzposten. So verfügte die GbB gemäss der Statistik weder über Reserven noch hatte sie schwebende Schulden.

Erwähnungen

Diese Bahn wird auch in den Kommentaren folgender Bahnen erwähnt:

code & design by eMeidi.com