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Spezialfonds

Die Bahnen unterhielten eine Vielzahl und von Gesellschaft zu Gesellschaft teils verschiedene Arten von Fonds. Kurz gesagt, handelte es sich hierbei um Rückstellungen respektive Abschreibungen. Die Statistik 1910 führte in der Bilanz unter den Passiven in der Rubrik «Spezialfonds» folgende zusammenfassenden Variablen auf:

Bis Ende der 1880er-Jahre standen in der Statistik an gleicher Stelle (Bilanz/Passiven) nur die kumulierten Gesamtsummen der «Spezialfonds». Dafür wurde gleich nachfolgend an die Bilanz eine Zusammenstellung der Fonds und ihrer Veränderungen (Bestand am Anfang und am Ende des Jahres, Einlagen und Entnahmen) präsentiert, wobei nur die Kategorien Erneuerungs- und Reservefonds sowie «Andere Fonds» unterschieden wurden. Die Amortisationsfonds tauchten erst ab 1888 in der Statistik auf und wurden ergänzend zu den Spezialfonds ebenfalls in der Bilanz eingestellt, allerdings zunächst in einer separaten Reihe. Betreffend der erhobenen Daten verweisen wir auf die Kommentare zu den einzelnen Variablen.

Grundsätzlich muss darauf hingewiesen werden, dass die Abschreibungspraktiken der Bahnen alles andere als transparent waren, was insbesondere auch mit Blick auf ihren Rückkauf von Bedeutung war. Da die Abschreibungen, also Wertverminderungen, im Geschäftsabschluss als Ausgaben erscheinen, wirken sie sich direkt auf die Bilanz sowie die Gewinne (oder Verluste) eines Unternehmens aus.

Zum wichtigsten Fonds, dem «Erneuerungsfonds», schreibt Steinmann: «Der Name ist höchst irreführend. Dieser Fonds ist in keiner Weise ein aktiver Vermögensbestandteil, wie die Bezeichnung glauben macht. Es handelt sich im Gegenteil um einen reinen Wertberichtigungsposten zur Aktiven-Seite der Bilanz» (Steinmann et al., trainbase Dokumentation, S. 48). Da die kumulierten Gesamtkosten der Bahnen jeweils zu ihrem Neuwert (ausser bei Konkurs bzw. Handänderung) in der Bilanz als Aktiven verbucht wurden, dienten die Fondseinlagen auf der Passivseite zum Ausgleich der Rechnung. Natürlich darf daraus nicht geschlossen werden, die Bahnen hätten keine (stillen) Reserven angelegt. Die in der Statistik ausgewiesenen Zahlen sind jedoch diesbezüglich nur beschränkt aussagekräftig, weil unklar ist, was tatsächlich an flüssigen Mitteln vorhanden war.

Im Weiteren verloren die Angaben zur Reservenbildung ab zirka 1910 viel an Transparenz. Bei manchen Bahnen stiegen die Rückstellungen an, ohne dass entsprechende Einzahlungen in die Fonds in der Statistik vermerkt worden wären. Wir haben grundsätzlich die Angaben der Statistik übernommen, auch wenn diese auf Basis der verfügbaren Daten nicht schlüssig nachvollziehbar waren.

Bei Gemeinschaftsbahnen wie etwa der Aargauische Südbahn (ASB), welche zu gleichen Teilen der Nordostbahn (NOB) und der Centralbahn (SCB) gehörte, verbuchte man die Rückstellungen offenbar über die Muttergesellschaften, da die Statistik für diese Bahnen meist keine Zahlen auswies (in der Datenbank als Nullwert digitalisiert) oder die getätigten Einlagen wurden im gleichen Jahr wieder als Zuschüsse aus den Fonds entnommen, woraus buchhalterisch ebenfalls ein Nullwert resultierte.

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