ViaStoria

Zürcher Strassenbahn Gesellschaft

KürzelZStG
BahntypTrambahn
Betriebseröffnung1882-09-05
MutiertAb 1897-01-01 Städtische Strassenbahn Zürich
Daten vorhandenja

Daten

Daten für Zürcher Strassenbahn Gesellschaft abfragen

Allgemeine Bemerkungen

Die Kommentare sind bewusst kurz gehalten. Sie dienen in erster Linie dem Zweck, gewisse Daten oder auch Datenlücken verständlicher zu machen, wobei das Hauptaugenmerk auf die Finanzzahlen fällt. Primäre Quelle bilden die Eisenbahnstatistik respektive die dortigen «Bemerkungen betreffend die einzelnen Bahnunternehmungen», die jeweils am Schluss der Bände stehen. Auf weitere Quellen- oder Literaturangaben wird verzichtet, obwohl solche teilweise mit eingeflossen sind. Die Kommentare sind der Einfachheit halber grundsätzlich in der Vergangenheitsform verfasst. Es heisst also beispielsweise: Bahn X «war» eine Aktiengesellschaft, auch wenn dies noch heute der Fall sein sollte.

Kommentar

Die in der Statistik als «Zürcher Tramways» bezeichnete ZStG wurde 1882 eröffnet und war die erste Strassenbahn der Stadt Zürich. Die Initiative zum Bau des Trams ging massgeblich von der damaligen Gemeinde Riesbach aus, die seit 1893 zur Stadt Zürich gehört. 1876 reichte Riesbach zusammen mit der Genfer Compagnie générale des tramways suisses (TS) beim Bundesrat ein Konzessionsgesuch für eine Zürcher Trambahn ein. Dies führte zu jahrelangen Streitigkeiten darüber, wer überhaupt die Konzessionshoheit für die Erstellung einer solchen Anlage hatte. Diese lag zwar gemäss dem revidierten Eisenbahngesetz von 1872 im Grundsatz beim Bund (vorher bei den Kantonen), doch wehrte sich nun die Zürcher Kantonsregierung dagegen, in dieser Frage einfach übergangen zu werden. 1878 entschied der Bundesrat als Kompromiss, erst dann auf Konzessionsgesuche für Trams einzutreten, wenn sich die involvierten Kantone und Gemeinden vorher über das Projekt geeinigt hatten. Dieses Verdikt löste aber nun ein Kompetenzgerangel zwischen dem Kanton Zürich und den Gemeinden aus, welche die Trambahn erstellen wollten. Letztere – Riesbach, Enge, Aussersihl und Zürich (seit 1893 alle Zürich) – schlossen sich schliesslich 1881 zur Bündelung der Kräfte im Zürcher Strassenbahnverband zusammen, woraus die «Zürcher Strassenbahn Actien-Gesellschaft» (ZStG) hervorging. Mit dem Bau und zu Beginn auch dem Betrieb des Trams beauftragte man die Londoner Firma Meston & Co., welche sich jedoch bald aus dem operativen Geschäft zurückzog und es der ZStG überliess.

Die ZStG war eine reine Aktiengesellschaft ohne feste Anleihen. Aufgenommen wurden bei Bedarf nur kurzfristige Gelder (schwebende Schulden). Das Netz der ZStG umfasste die Linien Tiefenbrunnen–Hauptbahnhof–Bahnhof Enge und Helmhaus–Aussersihl. Als Antriebskraft dienten ausschliesslich Pferde. Die in Erwägung gezogene Verwendung einer Dampflok gab man nach einer Versuchsfahrt 1882 auf. Anfangs wurden rund 100, ab 1894 über 150 Pferde eingesetzt. Diese legten ab diesem Zeitpunkt mehr als 1 Mio. Dienstkilometer zurück, wobei pro Zug jeweils ein Pferd vorgespannt wurde. Die Wagen verfügten über rund 25 Plätze und waren alle zweiachsig. In den ersten Jahren wurden etwa 225 Züge pro Tag geführt, ab 1893 waren es deutlich über 300. Nach einem glänzenden Start mit fast 3.4 Mio. Fahrgästen – 1883 fand in Zürich die Landesausstellung statt – pendelten sich die Frequenzen bei 2.3 Mio. Personen ein, stiegen ab 1889 aber auf bis 4.9 Mio. Reisende an. Wie diese Angaben vermuten lassen, war der ZStG ein hervorragender Erfolg beschieden. Die Betriebsergebnisse lagen durchwegs im positiven Bereich. Mit Ausnahme des Startjahres 1882 konnte die ZStG stets eine Dividende ausrichten, die in den letzten Jahren ausserordentliche Dimensionen erreichte: 1893 entsprach sie 15 Prozent des Aktienkapitalwerts, 1894 16 Prozent und 1895 sogar 19 Prozent. Allein in diesen drei Jahren erhielten die Aktionäre 50 Prozent ihrer Investition von 1 Mio. Franken wieder zurückbezahlt. Zu einem geringen Teil wurden dazu auch die wohldotierten Reserven angezapft.

Auf den 1. Januar 1897 ging die ZStG durch Kauf an die Stadt Zürich respektive an die Städtische Strassenbahn Zürich (StStZ) über. Grundlage bildete ein Volksentscheid des Zürcher Souveräns von 1896, welcher die Verstaatlichung der privaten Tramunternehmen grundsätzlich befürwortete. Angekauft hatte die Stadt Zürich das Unternehmen im Hinblick auf seine spätere Kommunalisierung jedoch bereits 1894. Dabei muss man bedenken, dass 1893 in Zürich ein grosser Eingemeindungsschub stattfand. Vormals eigenständige Kommunen wie Riesbach, Enge und Aussersihl, die alle von der ZStG bedient wurden und massgeblich an ihrer Entstehung mitbeteiligt waren, schlossen sich der Stadt an. Die ZStG war das mit Abstand profitabelste Tramunternehmen der Schweiz und hatte mit «Rösslitram»-Romantik nichts zu tun. Es handelte sich um eine höchst erfolgreiche Firma mit 150 Angestellten. Der stattliche Kaufpreis für die ZStG betrug 1'793'078 Franken gegenüber einem Anlagewert von 756'066 Franken.

Die Baukosten der ZStG bezifferten sich vor dem Verkauf auf 135'500 Franken pro Bahnkilometer (Stand 1895). Das war für ein reines Pferdetram beträchtlich. Fast 25 Prozent davon entfielen auf das Rollmaterial einschliesslich der Pferde. Zum Vergleich: die Baukosten des Bieler Pferdetrams (TSBi) lagen zum gleichen Zeitpunkt bei nur etwa 65'000 Franken pro Kilometer. Da die Statistik noch keine nach Rubriken aufgeschlüsselten Bauaufwendungen präsentierte, lassen sich auf der Basis des verfügbaren Zahlenmaterials abgesehen vom Rollmaterial die Kostenfaktoren nicht näher präzisieren. Die prozentualen Ausgaben für Wagen und Pferde waren bei den TSBi jedenfalls etwa gleich hoch wie bei der ZStG. Deren Mehrkosten sind deshalb bei den Bahnanlagen einschliesslich des Landerwerbs zu suchen.

Erwähnungen

Diese Bahn wird auch in den Kommentaren folgender Bahnen erwähnt:

code & design by eMeidi.com