Compagnie genevoise des tramways électriques
Kürzel | CGTE |
Bahntyp | Trambahn |
Betriebseröffnung | 1900-08-08 |
Daten vorhanden | ja |
Daten
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Allgemeine Bemerkungen
Die Kommentare sind bewusst kurz gehalten. Sie dienen in erster Linie dem Zweck, gewisse Daten oder auch Datenlücken verständlicher zu machen, wobei das Hauptaugenmerk auf die Finanzzahlen fällt. Primäre Quelle bilden die Eisenbahnstatistik respektive die dortigen «Bemerkungen betreffend die einzelnen Bahnunternehmungen», die jeweils am Schluss der Bände stehen. Auf weitere Quellen- oder Literaturangaben wird verzichtet, obwohl solche teilweise mit eingeflossen sind. Die Kommentare sind der Einfachheit halber grundsätzlich in der Vergangenheitsform verfasst. Es heisst also beispielsweise: Bahn X «war» eine Aktiengesellschaft, auch wenn dies noch heute der Fall sein sollte.
Kommentar
Die CGTE nahm am 1. Dezember 1900 den Betrieb auf und war eine reine Aktiengesellschaft ohne feste Anleihen. Das Kapital stammte zu einem beträchtlichen Teil aus dem Ausland. Sie entstand aus der Übernahme der vormaligen Tramways Suisses (TS; nur Genfer Netz TSGe). Der Kaufpreis für die sehr rentablen TSGe war hoch und entsprach etwa den Baukosten der CGTE Ende 1900 von 5.8 Mio. Franken. Die Anlagekosten der TSGe betrugen lediglich etwa 3.4 Mio. Franken. Auf den 1. Januar 1901 kam ebenfalls durch Kauf die Société genevoise de chemins de fer à voie étroite (VE) hinzu, womit sich das Netz der CGTE mit einem Schlag um über 75 Kilometer verlängerte. Der Kaufpreis für die VE betrug 5 Mio. Franken bei Anlagekosten von 6.8 Mio. Franken. Die Differenz haben wir in der Datenbank als Handänderungsverlust erfasst. Mit der Übernahme der VE bediente die CGTE das ganze Genfer Kantonsgebiet und führte Linien bis über die französische Grenze. Mit einem Betriebsnetz von rund 118 Kilometern (Stand 1920) – davon knapp 25 Kilometer doppelspurig – war sie mit Abstand das grösste Tramunternehmen der Schweiz. Allerdings kann die CGTE nur sehr beschränkt als «Tramway» gelten, obwohl sie in der Statistik als solches aufgeführt wurde. Faktisch handelte es sich um eine Trambahn-Gesellschaft, die grösstenteils Schmalspurbahnen betrieb. Die tatsächlich grösste Trambahn fuhr in der Stadt Zürich (StStZ).
Die Zahlen zur CGTE im Jahr 1900 umfassen nur den Monat Dezember. Anfangs setzte die CGTE auf dem Netz der ehemaligen TSGe noch Pferde ein, musterte diese mit der vollständigen Elektrifikation und dem Umbau auf Schmalspur bis 1902 aber aus. Ebenfalls aufgegeben wurde nach 1901 überschüssiges Rollmaterial der vormaligen VE. Die Streckenverkürzung 1914 war darauf zurückzuführen, dass die von der CGTE ursprünglich gepachtete Linie Carouge–Croix-de-Rozon (CCR) neu von der Schmalspurbahn Genève–Veyrier (GV) betrieben wurde.
Die Struktur der Anlagegelder der CGTE als reiner Aktiengesellschaft war zwar im Prinzip einfach und klar, wirft aber gerade deshalb Fragen auf. So war das Aktien- respektive Anlagekapital gemessen an den Baukosten von Beginn an völlig überdimensioniert. Offenbar hegte man anfangs grosse Pläne, doch 1910 wurde der Aktienkapitalwert der CGTE von 20 auf 12 Mio. Franken reduziert. Die so gewonnenen 8 Mio. Franken, die 1910 als Einnahmen in die Gewinn- und Verlustrechnung einflossen und diese entsprechend aufblähten, wurden gemäss der Statistik zur «Verlusttilgung und zur Anlage einer Spezialreserve benutzt». Während sich die Einzahlungen auf das Reservekonto in den verfügbaren Daten niederschlugen (neben ordentlichen Abschreibungen wurden 700'000 Franken als «Spezialreserve» angelegt), blieb jedoch unklar, um welche Art von getilgten Schulden es sich gehandelt haben könnte, zumal die schwebenden Verbindlichkeiten 1910 deutlich anwuchsen. Vermutlich wurde das überschüssige Aktienkapital zurückbezahlt.
Mit einem Passagiervolumen von rund 31 Mio. Reisenden im Jahr 1920 gehörte die CGTE zu den meistfrequentierten Tramunternehmen der Schweiz. Übertroffen wurde sie in absoluten Zahlen nur noch von den Basler Strassenbahnen (BStrB) und vor allem von der Städtischen Strassenbahn Zürich (StStZ), die 1920 fast 48 Mio. Fahrgäste beförderte. Bezieht man indes die Zahl der Reisenden auf die Bahnlänge, sah es ganz anders aus. Hier erreichte die CGTE aufgrund ihrer ungewöhnlichen Netzlänge mit 261'000 Passagieren nicht einmal mehr das Mittel aller Tramunternehmen von 389'000 Personen pro Kilometer. Dafür stand sie hinsichtlich des Güterverkehrs einsam an der Spitze. 1920 beförderten alle Schweizer Trambahnen 193'400 Tonnen Waren, davon allein die CGTE 103'500 Tonnen. Diese Beispiele unterstreichen, dass es sich bei der CGTE um ein Unternehmen handelte, das nicht so recht in die Statistik der Trambahnen passte. Dazu gehörte auch der Umstand, dass ihre Verkehrsdichte mit rund 100 bis 120 Zügen pro Tag verglichen mit anderen urbanen Trams gering war. In den Zentrumsbereichen der Stadt Genf fuhr man viel höhere Kadenzen, diese wurden aber durch die Überlandbahnen gedrückt.
Hauptsächlichste Einnahmequelle der CGTE war der Personenverkehr. Ihre Betriebsergebnisse lagen stets im positiven Bereich und stiegen trendmässig an. Im Spitzenjahr 1917 resultierte ein operativer Gewinn von 1.2 Mio. Franken. Dieser ging dann aber schnell und stark zurück. 1920 betrug der Überschuss nur mehr 339'000 Franken. Hauptursache waren massiv zunehmende Betriebsausgaben. Kriegsauswirkungen bekam die CGTE ansonsten fast keine zu spüren. Im Gegenteil wuchs der Personenverkehr nach 1915 markant an. 1920 verzichtete die CGTE auf die Auszahlung einer Dividende. Vergütungen an die Aktionäre konnten jedoch vorher ab 1904 jedes Jahr ausgeschüttet werden. Sie pendelten sich ab 1910 bei rund 4 Prozent des Aktienkapitalwerts ein. Passivsaldi musste die CGTE mit Ausnahme des Jahrs 1902 nie vortragen. Die schwebenden Schulden hielten sich gemessen am Anlagekapital in Grenzen, stiegen allerdings nach 1917 kräftig an. 1920 waren es beachtliche 5.7 Mio. Franken, für welche die CGTE 370'000 Franken Zins zu zahlen hatte.
In absoluten Zahlen bezifferten sich die Baukosten der CGTE auf 18.5 Mio. Franken (Stand 1920). Sie war damit hinter der Zürcher Strassenbahn (StStZ) die zweitteuerste Trambahn der Schweiz, was allerdings angesichts ihrer Netzlänge nicht sehr erstaunt. Pro Kilometer betrugen die Ausgaben nur 154'700 Franken. Das lag deutlich unter dem Durchschnitt aller Trambahnen. Den mit Abstand grössten Ausgabenposten bildete das Rollmaterial, das 33 Prozent der Gesamtaufwendungen auf sich vereinigte, dahinter folgte der Oberbau mit 22 Prozent. Mit 13 Prozent eher hoch schlugen die elektrischen Einrichtungen zu Buche, wogegen der Landerwerb lediglich knapp 5 Prozent ausmachte. Gesamthaft gesehen entsprachen diese Kostenanteile aber etwa den üblichen Verhältnissen von Trambahnen. Bemerkenswert ist jedoch, dass die CGTE 970'000 Franken in die «Verwaltung und Bauleitung» investiert hatte – mehr als in den Landerwerb. Für alle Trams betrug dieser Wert 2.7 Mio. Franken, wovon folglich über ein Drittel allein auf die CGTE entfiel.
Bereits ab Mitte der 1920er-Jahren begann die CGTE unrentable Linien durch Busse zu ersetzen. Bis 1969 wurde das Tramnetz auf eine einzige Strecke reduziert. Die CGTE blieb jedoch bis 1976 eine Privatgesellschaft. Auf der Grundlage eines Volksentscheids, welcher der Verstaalichung der CGTE zustimmte, ging sie auf den 1. Januar 1977 an den Kanton Genf respektive an die Tranports publics genevois (TPS) über.
Erwähnungen
Diese Bahn wird auch in den Kommentaren folgender Bahnen erwähnt:
- Alle Bahnen
- Carouge–Croix-de-Rozon
- Société genevoise de chemins de fer à voie étroite
- Tramways suisses Genève